Wir sind schlicht realitätsfremd, Realitätsflüchtlinge, wenn wir meinen, vor der offensiven Mitlösung der Fluchtgründe weiter davonlaufen zu können. Einmauern hilft so erfolgreich wie bei Honecker. Der Weltmarkt ist eins, das Internet ist eins, also ist auch die Welt und deren Probleme eins. Basta. Übernehmen wir die Rolle, die wir gut können: Problemlöser!
Wenn wir die Probleme mit untauglichen Mitteln lösen, verschieben wir sie nur. Davon hat niemand etwas. Sie werden dadurch in aller Regel nur noch weit schlimmer. Wenn wir es tatsächlich schaffen sollten, dass die Probleme der Welt nicht mehr zu Fuß zu uns kommen, dann kommen sie eben als Touristenterroristen zu uns. Oder als Cyberkrieger. Oder als Weltbürgerkrieg. Oder als neuer heißkalter Krieg. Die Varianten sind endlos, solange die Problemursachen nicht beendet sind.
Der Traum der Abschottung ist ausgeträumt. Die ungelösten Probleme der Welt, an deren Entstehung wir alles andere als wenig beteiligt waren, holen uns ein, schlicht und einfach, weil diese Probleme global sind, weil die Informationswege, die Wirtschaft, die Weltgesellschaft, weil alles global ist. Wegducken und Abschottung bedeuten heute eines: Die Wucht des Rückstoßes der ungelösten Weltprobleme nunmehr auch auf uns würde nur noch erheblich größer werden. Es ist alternativlos geworden, sich endlich in der notwendigen Dringlichkeit und Konsequenz der Lösung der Weltprobleme zu stellen. Die Globalisierung menschlichen Handelns und Handels erzwingt unausweichlich die Globalisierung globaler Verantwortung und globaler Problemlösungskompetenz.
Land der Problemlöser
Wenn ein Land Problemlösung gelernt hat, dann ist es Deutschland nach 1945. Es fing übrigens mit der Lösung einer gigantischen Flüchtlingskrise an: Mehr als 12 Millionen Flüchtlinge strömten in kurzer Zeit nach Rest-und-Trümmerdeutschland – und wurden ziemlich rasch und gut integriert. Die Wende von Nazi- zu Demokratie-Deutschland musste geschafft werden. Der Aufbau durch viel Fantasie und Fleiß. Eine breite Teilhabe aller durch eine vorbildliche soziale Marktwirtschaft. Die Überwindung von allzu viel Nationalegoismus zu guter europäischer und globaler Verantwortungsrolle. Das Einreißen der Mauer und die deutsche Einheit.
Bei weitem nicht nur die Ingenieure und Facharbeiter dieses Landes wuchsen in beispielgebende und weltweit höchst angesehene Problemlösungskompetenz hinein. Auch die engagierte Zivilgesellschaft von der Umweltbewegung bis zu den Aktivisten für globalen Ausgleich erwies sich als besonders vorausschauend, kreativ und problemlösungsstark. Und auch die Politik dieses Landes erwarb sich viel internationales Ansehen durch jahrzehntelange Ausgleichspolitik, wie eine Studie der GIZ 2014 durch Umfragen in fast allen Ländern der Welt ergab.
Gesucht: Problemlöser für die globalen Problemursachen
Die wichtigste Stellenausschreibung ist jetzt: Problemlöser für die globalen Herausforderungen gesucht, für die Problemursachen von Flucht, Angst, Klimawandel, Terror, digitale Monopolisierung, Steuerflucht und vielem mehr.
Wir sollten uns bewerben auf die Millionen und Abermillionen Stellen, die hier dringend besetzt werden müssen. Hier gibt es Arbeit und nicht nur materiellen Lohn. Werden wir zu einem Land der kreativen Problemlöser für die globalen Herausforderungen. Die Zeiten rein technischer Problemlösungen sind vorbei, ebenso die Zeiten reiner klassischer Exportwirtschaft. Deutschland musste längst zusätzliche Kompetenzen erwerben, um mit seiner technologischen Stärke Spitze bleiben zu können, zum Beispiel in der Disziplin global vernetzte Arbeitsteams oder teamorientierte und systemische Innovationsentwicklung oder Ökosystemverträglichkeit oder integrierte technische-digitale-soziale Innovationen.
Deutschland - Land der Ideen: Jetzt für globale Problemlösungen!
Deutschland entwickelte pionierhaft die Solartechnologie und trug zu deren weltweiten politischen und wirtschaftlichen Durchbrüchen maßgeblich bei durch die „Erfindung“ des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Warum setzt sich Deutschland nun nicht für die Durchsetzung einer globalen Lohnuntergrenze, eines globalen Mindestlohns in Höhe von z.B. 1 Dollar pro Stunde ein? Damit könnten massenweise globale Problemursachen abgeräumt werden. Warum macht Deutschland nicht die Einführung einer 1-prozentigen Abgabe aller Länder in einen Global Goals Fund zu seiner Kernagenda, aus dem dann die Umsetzung aller Global Goals – der bisher weitaus besten und bereits weltweit einstimmig verabschiedeten Problemlösungsagenda bis 2030 – finanziert wird? Eine solche 1-prozentige Abgabe vom jeweiligen BIP hat die EU längst umgesetzt für „ihre“ europäischen Agenden.
In unseren Gehirnen gibt es keine Jammerlappen, hören wir also endlich auf, uns als solche zu verhalten. Menschsein heißt in seiner besten Definition: Problemlöser sein. Und dies heißt in globalen Zeiten klar und eindeutig: (Mit-)Problemlöser für die globalen Herausforderungen.
